Rom-Tagebuch, Tag 2 – Der Tag des Mini-Pulpo

Der zweite Tag begann mit Michis großem Wunsch: ab auf den Markt! Während andere sich darauf freuen, die großen Sehenswürdigkeiten Roms zu sehen, war Michis Vorfreude zu einem guten Teil auf das gute italienische Essen und die römischen Märkte gerichtet. Muss ja auch nicht verkehrt sein. Einer der größten Märkte befand sich in nur gut 10 Gehminuten Entfernung zu unserer Unterkunft: der Nuovo Mercato Esquilin. Eine riesige Markthalle mit mindestens 150 verschiedenen Ständen. In einer Halle gab es Stoffe, Klamotten, Schuhe etc. Die war schon recht bunt:

Für Männer jetzt eher nicht so interessant…

Viel spannender war dann natürlich die Halle mit den Lebensmitteln. Was eine überbordende Pracht an Farben und Gerüchen! Bisher hatte ich mit Märkten nie so wirklich viel zu tun, da der nächste Supermarkt immer näher ist als ein Markt. Aber vielleicht sollte man doch mal ruhig die paar Extrameter machen, um es besonders lecker zu bekommen.

Fisch! In Massen! Und frisch!
Ein Blumenstrauß an Hülsenfrüchten
Eine kleine Auswahl an Oliven…

In der Fisch-Sektion wurde ich dann mutig: anstatt einfachen fangfrischen Fisch zu kaufen, sollte es Mini-Pulpo sein. Man muss sich ja auch mal an was Neues heranwagen. Eigentlich sollt das Kilo 16,- € kosten. Abgewogen haben wir auch etwas mehr als 1 Kilo bekommen. Aber für den 20-Euro-Schein, den wir gegeben haben, bekamen wir einen 10-Euro-Schein zurück. Schnapper!

Mein Freund, der Tintenfisch – noch roh.

Nach einem kurzen Mittags-Stop zum Frischmachen zuhause, wollten wir ein wenig die Gegend um unser Apartment erkunden, da wir unser Wochenticket für die Öffis erst ab dem nächsten Tag nutzen wollten. Wie es der Zufall so wollte, fanden sich zwei tolle Sehenswürdigkeiten in der Nähe: die Heilige Treppe und der Lateranspalast.

Die Heilige Treppe ist eine Piligerstätte, bei der viele Gläubige auf ihrer Reise durch Rom eine Station machen. Bei den Treppenstufen handelt es sich angeblich um jene Stufen, auf denen Jesus himself seinen Kreuzgang begonnen hat. Die Marmorstufen wurden aus Jerusalem hierher gebracht und wieder aufgebaut. Für Gläubige ist es ein Highlight, eben diese Stufen auf ihrer Pilgertour auf Knien zu erklimmen und dabei zu beten.

Was einen am oberen Ende der Treppe so erwartet

Was ich spannend fand: das „Hochpilgern“ dieser Stufen kostete 3,50 €. Für all jene, die nicht ganz so die tolle Connection zu Gott haben oder aus körperlichen Gründen nicht auf Knien eine Treppe hochkommen, gibt es parallel dazu zwei Treppen, die ganz normal gegangen werden können – kostenlos. Als wir in der Warteschlange standen, sind vor uns Leute aus der Warteschlange an der Kasse herausgegangen und haben die normalen Treppen genommen. Etwas unsicher haben wir das dann auch gemacht – ausgeschildert war in dieser Hinsicht überhaupt nichts. Ich hatte schon fast damit gerechnet, dass wir von einem Ordner einen Rüffel bekommen. War aber alles gut. Und so konnten wir eine herrlich verzierte Treppe emporsteigen und uns die kleine päpstliche Kapelle oben anschauen.

Die Nebentreppe der Heiligen Treppe. Auch ohne Knie-Robbereien benutzbar.

Schon als wir in der Warteschlange der Heiligen Treppe standen, bewunderten wir quasi in unserem Rücken einen großen Prachtbau, der sich als die Lateranbasilika herausstellte.

Von außen zwar schon riesig groß, aber dennoch eher unscheinbar

Und hierbei handelt es sich nicht einfach um noch eine Kirche in Rom, sondern es ist die Kathedrale des Bistums Rom und war bis ins 19. Jahrhundert hinein der Ort, an dem die Päpste gekrönt wurden. Hier habe ich dann zum ersten Mal so einen richtigen Eindruck von der Imposanz römischer Kirchen bekommen. Sieht schon heftig aus:

Von innen aber durchaus „hui!“
Ein antiker Drachentöter
„Game Of Thrones“

In der Wohnung zurück musste ich dann erst mal googeln, wie man unseren süßen Mini-Pulpo eigentlich so zubereitet. Letztlich ist er zusammen mit Zwiebel, Knoblauch und Oliven in der Pfanne gelandet – und hat sehr gut geschmeckt! Michi hatte noch einen schönen Salat mit Tomate, Mozzarella und Basilikum gemacht. Sonst ja auch nicht so meins, aber wenn der Mozzarella im Gegensatz zu unserem Supermarkt-Kram tatsächlich einen echten Geschmack hat, macht auch Tomate-Mozzarella auf einmal Spaß. Lecker war‘s!

Ein leckeres selbstgemachtes Abendessen aus frischen Zutaten vom Markt

Der Bauch war voll, der Hunger auf Sehenswürdigkeiten aber noch lange nicht gestillt. Also: wieder ab auf die Straße und in die U-Bahn! Mit der Metro ging es dann noch zur Station Spagna, die – wie man vielleich erahnen kann – sehr nah an der Spanischen Treppe ist. Die ist ja für mich so eines der Highlights, auf das ich mich besonders gefreut hatte. Wenn etwas in Rom auf meiner Bucket List gestanden hätte, wäre es „Auf der Spanischen Treppe sitzen und Leute gucken“ gewesen. Der Platz vor der Treppe ist auch sicherlich einer der tummeligsten Plätze, an dem man viele, viele Menschen sehen kann, wie sie Selfies und Fotos machen. Zum Hinsetzen sind wir nicht gekommen.

Erster Besuch an der Spanischen Treppe

Michaela hat irgendwie all jene Leute angezogen, die gerne ein Foto von sich haben wollten. Das ging den ganzen Urlaub so! Und im Gegenzug hat eine mutmaßlich amerikanische Touristin auch Fotos von uns vor der Spanischen Treppe gemacht. Hätte sie es gut gemacht, hätte sie die Santa Trinità dei Monti im Hintergrund auch mit beiden Türmen aufs Bild bekommen.

Das mit dem Fotografieren üben sie hoffentlich noch…

Egal, alles gut. Der Platz vor der Treppe war letztlich auch jener Ort, an dem ich am meisten Angst vor Dieben hatte. Viel hatte ich zu dem Thema vorab gehört, alle warnen vor den „Pickpockets“. Im Gewusel der Metro hatte ich dann auch meistens meine Hand auf der Hosentasche mit dem Handy (dank Michis Handtasche brauchte ich keine Geldbörse einstecken. Thanks for that!). Und an der Piazza di Spagna war es ganz schlimm: ein ewiges Gewusel um einen herum, viele traten beim Fotografieren noch mal einen Schritt zurück und schubsten damit andere an und das Fotografieren lenkt ja doch ein wenig vom Aufpassen auf seine sieben Sachen ab. Hier habe ich noch ein wenig bewusster auf unsere Sachen aufgepasst. Aber es ist alles gut gegangen. Von der Spanischen Treppe aus ist es ein gemütlicher zehnminütiger Spaziergang bis zum Trevi-Brunnen, einem von Michis absoluten Highlights. Klar, dass wir die inzwischen angenehme Wärme des Abends genutzt haben, um uns auch die noch aus der Nähe anzuschauen. Und natürlich war auch hier kaum ein Fuß auf den Boden zu kriegen, schließlich empfiehlt quasi jeder Reiseführer, den Trevi-Brunnen mit Einsetzen der Dunkelheit zu besuchen, also: right now!

Der Trevi-Brunnen in schöner Beleuchtung – Es ist fast noch zu hell

Die ganze Reise war ja ein gemeinsames Geburtstagsgeschenk für Michaela von Familie, Freunden und Kolleginnen. Spätestens hier am Trevi-Brunnen konnte ich Erfolg vermelden: „Das Geschenk gefällt ihr sehr gut!“. (Nein, nicht wirklich. Eigentlich hat sie sich ja über *alles* gefreut…).

Die glückliche Beschenkte

Nach diesem ersten Besuch am Trevi-Brunnen schlenderten wir auf der Suche nach der nächsten Metro-Station ein wenig desorientiert durch das Viertel Spagna. Die Verwirrung lag einfach daran, dass zwischen Spagna und dem Hauptbahnhof die beiden auf dem Weg liegenden U-Bahn-Stationen derzeit geschlossen sind. Egal, es war endlich milde Abendluft und das Treiben auf den Straßen war sehenswert. Danach fielen wir erschöpft aber glücklich ins Bett.

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