Review: Fitbit Ionic

Das war mal ein feiner Zug von Fitbit: Michis Charge 2 hat eine Macke bekommen und war von einem Tag auf den nächsten nicht mehr benutzbar. Angebot von Fitbit: entweder eine neue Austausch-Charge-2 oder ein 50 %-Rabatt auf den Kauf eines neuen Trackers. Da konnte ich nicht widerstehen. Die Fitbit Ionic gibt es bei Amazon inzwischen für 227,- €. Bei Fitbit ist sie natürlich noch mit dem UVP von 299,- € gelistet. Für 149,- € konnte ich da ja wohl nichts falsch machen, oder?

Sowohl in Blogartikeln als auch in vielen YouTube-Videos werden einem die technischen Details herunter gedudelt. Darauf verzichte ich mal und fasse die besonders auffälligen Merkmale in einem Satz zusammen: Fitness-Tracker mit eigenem GPS-Modul, der Möglichkeit Musik direkt von der Uhr abspielen zu können und der zusätzlichen Installation von weiteren Apps.

Das Design

Frisch ausgepackt wirkte die Ionic gar nicht mehr so klobig, wie ich sie in Videos bisher wahrgenommen hatte. Die neuere Fitbit Versa ist ein wenig runder, wirkt damit nicht so wuchtig – war leider aus der Rabatt-Aktion herausgenommen, weil noch zu neu. Umgeschnallt macht die Ionic einen guten Eindruck: sie wiegt weit weniger als man erwarten könnte und trägt auch nicht so auf wie befürchtet.

Auch das Display sorgt für gute Laune: die Anzeigen erleuchten in knackigen Farben, die auch bei Sonnenschein noch einwandfrei abzulesen sind. Auch der Helligkeitssensor arbeitet sehr gut und passt die Display-Helligkeit der Umgebung an – besonders empfehlenswert abends im Bett. Manchmal störend: der Helligkeitssensor sitzt auf der linken Seite. Wenn ich etwas mit langen Ärmeln an habe kann es durchaus sein, dass die Kleidung diesen Teil der Uhr verdeckt und ihr somit Dunkelheit vorspielt. Entsprechend ist die Anzeige sehr dunkel. Lösung: Ärmel hochkrempeln. 😉

IMG_20181008_142337

Die Bedienung

Die Uhr hat ein Touch-Display sowie drei Seitentasten. Die Taste links ist eine “Zurück-Taste”, mit der man innerhalb von Apps auf den vorigen Bildschirm bzw. auf das Hauptmenü springen kann. In der täglichen Praxis ist das auch die einzige Taste, die ich wirklich nutze. Die beiden rechten Tasten sind vielleicht für den einen oder anderen ganz sinnvoll, sind aber meist nur eine “Verlängerung” des Touch-Displays, so dass ich meist das Display benutze.

IMG_20181008_142609

Anfangs hatte ich die Uhr so eingestellt, dass das Display automatisch erscheint, wenn man den Arm hebt. Ich habe aber schnell gemerkt, dass sie so auch häufig dann aus ihrem Tiefschlaf hochschreckt, wenn ich sie gar nicht benötige. Was tagsüber bei diversen Tätigkeiten mit Armgefuchtel noch verschmerzbar ist, wird nachts dann schon eher zum Problem. Da dreht man sich nur kurz im Bett, schon leuchtet die Uhr und stört damit manchmal den erholsamen Schlaf. Zudem wird somit Akkuladung verbraucht, die ich an anderer Stelle sinnvoller einsetzen könnte.

Mit einer Wischgeste nach unten kann man sich aktuelle Benachrichtigungen anzeigen lassen (WhatsApp, Facebook, Instagram  & Co.). Da mein Xiaomi-Handy nicht 100% kompatibel ist, kann ich diese Funktion anscheinend nicht nutzen, vermisse sie aber auch nicht. Um auf Benachrichtigungen zu reagieren muss man ja meistens eh das Handy in die Hand nehmen.

Wischt man hingegen von unten nach oben, erhält man einen Überblick über die Tages-Statistiken. Schritte, Etagen, Kalorien und Aktivitätsminuten sind hier sicher die wichtigsten. Wer da lieber ganz schnell alles auf einen Blick haben will, kann aus einer Vielzahl von Zifferblättern dasjenige aussuchen, das alle nötigen Infos gleich parat hält. Häufig wird in Rezensionen darüber gemault, dass der Wechsel der Zifferblätter gut und gerne mal 30 Sekunden dauern kann. Meine Meinung: Jammern auf hohem Niveau, denn wenn man erst mal “sein” Ziffernblatt gefunden hat, wechselt man ja nicht mehr tagtäglich durch.

Die Apps

Wischt man vom Hauptbildschirm von rechts nach links erhält man eine Übersicht über die installierten Apps. Über die Fitbit-App fürs Handy lassen sich neue Apps finden, installieren oder verändern.

Über Sinn und Zweck einiger Apps lässt sich sicherlich streiten. Ob ich unbedingt auf meinem Handgelenk nachsehen muss, wie die aktuelle Wettervorhersage ist – geschenkt. Auch die Strava-App dient lediglich dazu, sich alte Aktivitäten anzusehen. Neue Touren aufzeichnen kann die App nicht.

IMG_20181008_142458

Die einzige App, die ich mir aktuell noch hinzu installiert habe ist “Log Weight”, mit der ich morgens direkt nach dem Wiegen mein aktuelles Gewicht updaten kann. Eine andere App, die einen an das regelmäßige Trinken erinnert, habe ich wieder deinstalliert, da sie Flüssigkeiten nur in Unzen und nicht in Millilitern speichert. Außerdem hat da die Synchronisation nicht so 100%ig geklappt.

Ansonsten bietet der App-Store einige sportspezifische Apps, beispielsweise für das Punktezählen beim Tennis, Golf oder Badminton. Mal sehen ob da noch was Neues hinzukommt.

Deezer-Kunden können sich freuen: für sie ist das Aufspielen von Songs auf die Uhr weitaus einfacher als für den Rest der Welt. Während alle anderen mühsam per USB-Kabel am heimischen PC in sehr langsamer Geschwindigkeit ihre Lieblingssongs auf die Uhr laden müssen, können Deezer-Nutzer einfach auswählen, welche Playlisten auf die Uhr synchronisiert werden sollen. Sobald die Uhr am Strom hängt  werden die Songs weit zügiger als über das USB-Kabel per WLAN überspielt. Das Verbinden der Uhr mit einem Bluetooth-Kopfhörer ist zudem kinderleicht.

Die Sensoren

Ebenso wie die Fitbit Charge 2 zeichnet die Uhr ständig den Pulsschlag und das Schlafverhalten auf. Beides ebenso zuverlässig wie mein persönlicher Vorgänger. Den Puls sogar noch etwas besser. Auch beim Erklimmen von Treppen kann die Ionic die Etagenzahl sehr gut erfassen. In der Natur der Sache liegt es, dass der Bewegungssensor natürlich nicht 100%ig jeden Schritt genau erkennen kann. Aber das finde ich vernachlässigbar. Grundsätzlich sollte jeder Benutzer eines Schrittzählers wissen, dass diese nur Tendenzen aufzeigen können und nie den genauen Wert angeben.

Das Aufzeichnen von Aktivitäten

Mein ganz besonderes Highlight! Natürlich war ich sehr gespannt, wie genau das eingebaute GPS die zurückgelegte Strecke erkennt und wie genau der Puls gemessen wird. Bei der Charge 2 gab es zeitweise das Problem, dass der Puls nicht richtig erfasst wurde, wenn man die Hand am Lenker hatte. Kurzfristige Pulsschwankungen (bergauf/bergab) wurden da oftmals nicht genau protokolliert.

Spaßeshalber bin ich natürlich gleich mal aufs Rad gestiegen und habe die Werte der Ionic mit denen vom Smartphone-Runtastic in Verbindung mit einem Brustgurt zur Pulsmessung verglichen. Und ich muss zugeben: ich war echt verblüfft!

Zuerst einmal: die Erkennung von Stops ist absolut hervorragend. Halte ich an einer Straße, die ich queren möchte an, dauert es keine drei Sekunden und die Uhr meldet mir mit einer kurzen Vibration, dass die Aufzeichnung unterbrochen ist, die Zeitmessung pausiert. Überquere ich die Straße dann, bin ich noch nicht mal zur Hälfte rüber, wenn die Ionic erneut vibriert, um die Fortsetzung des Trackings anzuzeigen. So macht das Spaß!

Bei meiner Radtour zeichnete Runtastic 39,96 km auf, die Fitbit 40,15 km. Die Abweichung ist für mich absolut tolerabel, so dass ich zukünftig die Strecke mit der Uhr tracken werde. Auch das Ergebnis der Pulsmessung lässt mich das Umlegen eines Brustgurtes in Zukunft vergessen: beide Geräte ermittelten einen Durchschnittspuls von 138 bpm.

Besonders spannend: wenn ich eine Radtour manuell pausiert habe und vergesse, die Aktivität wieder zu starten, zeichnet die Uhr zumindest die Strecke weiterhin haargenau auf. Aus anderen Apps kenne ich es so, dass in diesem Fall vom Ort der Pause bis hin zum Ort der fortgesetzten Aufzeichnung ein gerader Strich “Luftlinie” gemacht wird. Bei der Ionic stimmt somit immerhin die Distanz, auch wenn die gemessene Zeit danne in wenig durcheinander kommt.

Kleines Manko: die Option bei Stillstand automatisch die Aufzeichnung zu pausieren muss vor jedem Training erneut aktiviert werden. Leider merkt sich die Uhr nicht, dass ich generell eine Pause bei Stillstand haben möchte. Da hoffe ich echt noch auf ein Update.

Der Akku

Ein helles Display und bei Aktivitäten eine dauerhafte GPS-Aufzeichnung haben doch sicher in Sachen Akkulaufzeit ihren Preis? Bisher kann ich mich nicht beschweren. In 12 Stunden über Nacht, also ohne wirkliche Benutzung der Uhr, hat der Akku 4 % Leistung verloren. Während meiner gut zweistündigen Radtour waren es 15 %. Heißt für mich: selbst für ausgedehnte Radtouren von bis zu 5 Stunden ist die Uhr ausreichend gerüstet, auch wenn sie nicht mehr komplett aufgeladen ist. Nur in absoluten Ausnahmesituationen komme ich so in die Verlegenheit, mit Handy und Powerbank arbeiten zu müssen. Vielleicht mal bei ausgedehnten Wanderungen oder Radtouren mit mehr als 100 Kilometern. Aber wann kommt das schon mal vor?

Was das Aufladen angeht, orientiere ich mich da an den Erfahrungen anderer Nutzer. Das komplette Aufladen von 0 auf 100 % soll um die 2 Stunden dauern. Zwar ist die Uhr wasserdicht, zum Duschen werde ich sie jedoch meist abnehmen – und in dieser Zeit ein wenig laden. Es ist ja bekannt, dass sowohl ein komplett leerer Akku als auch ein pickepacke voller Akku für technische Geräte nicht so optimal sind. Also sorge ich dafür, dass die Uhr sich immer irgendwo dazwischen einpendelt. Meine Morgen-Routine sorgt dafür, dass der Akku um 12-15 % aufgeladen wird. Wenn keine Aktivität ansteht, dann reicht das allemal für einen kompletten Tag. Nur wenn der Akkustand mal auf unter 30 % fallen sollte und/oder ich eine ausgedehnte Tour plane, werde ich die Uhr auch mal außer der Reihe aufladen.

Das Aufladen klappt mit dem Ladekabel auch ganz gut. Anders als bei meinen bisherigen Trackern muss man die Uhr nicht in eine komische Plastik-Vorrichtung hineinprokeln, sondern – ähnlich wie von einigen Apple-Geräten bekannt – einfach das Kabel auf die Rückseite der Uhr halten. Magnete sorgen dann dafür, dass es wie von selbst seinen Platz findet.

Fazit:

Für mich hat sich der Kauf auf alle Fälle gelohnt. Aufgrund der zuverlässigen Pulsmessung muss ich mir beim Training keinen Pulsgurt mehr umschnallen. Ebenso ist dank GPS die Mitnahme des Smartphones verzichtbar. Und dank der diversen Ziffernblätter kann man seine Uhr dem eigenen Geschmack entsprechend anpassen. Während es bei der Apple Watch schon als Erfolg gilt, dass der Akku 1,5 Tage hält, komme ich mit meiner Uhr mindestens 5 Tage über die Runden. Von mir also eine echte Kaufempfehlung für ambitionierte Hobby-Sportler.

4 Gedanken zu „Review: Fitbit Ionic“

  1. Hallo Andy

    Bin über eine andere Seite auf deine gestoßen.
    Dein Bericht über die Fitbit Ionic ist sehr ausführlich. Bist auf viele Aspekte eingegangen.
    Tipp zur Wasserbeständigkeit: Die Ionic kannst du bis zu einer Tiefe von bis zu 50m benutzten. Schwimmen und duschen sind damit auch möglich. Steht so auch auf der Homepage.
    Würde bei Sensoren noch dazu schreiben das die Smartwatch über integriertes GPS verfügt, im Fazit hast du es ja bereits erwähnt.

    Vorschlag zur Startseite: Kategorie deine Beiträge z.B. in Technik Test/ Urlaubsreisen, damit man diese besser finden kann.
    Und schreib etwas über dich auf der Startseite wer du bist/warum du diese Seite hast usw.

    Liebe Grüße
    Stefan

  2. Hallo Andy,
    ich habe mir auch einmal die Zeit für einen relativ ausführlichen Test der Fitbit Ionic genommen und wollte dir und einen Lesern gerne den Link hierlassen, weil ich glaube, dass der Bericht deine Erfahrungen sinnvoll ergänzt.

    Noch einmal spannend wird es, wenn Fitbit die Messung der Blutsauerstoffsättigung aktiviert. Einen solchen Sensor hat die Ionic nämlich bereits verbaut. Leider ist der bislang deaktiviert.

    Ich denke im gleichen Atemzug wird auch Sleep Score als neues Feature freigeschaltet, dass einen noch besseren Einblick in die eigenen Schlafgewohnheiten bietet.

    Für den Preis hast du mit der Uhr jedenfalls alles richtig gemacht.

    Gruß
    Flo

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert