Spiele-Review: „Just Cause 3“

Auch das hier ist ein Text, der schon eine ganze Weile in meinen Entwürfen schlummerte nur darauf gewartet hat, dass ich wieder mit dem Bloggen anfange. Inzwischen habe ich noch eine ganze Menge mehr Zeit in dieses Spiel reingepumpt. Aber auch jetzt sind meine Eindrücke genauso wie beim Schreiben des Reviews seinerzeit. Und da das Spiel inzwischen auch gerne mal in Rabatt-Aktionen seinen Platz findet, ist der Text ja vielleicht für den einen oder anderen auch noch hilfreich.

Das Wichtigste zuerst: ich bin ein “Just Cause”-Fanboy. Abgesehen von GTA habe ich in den letzten Jahren kein Spiel so lange gespielt wie “Just Cause 2”. Wenn ich mir einen Held aus einem Computerspiel auf den Arm tätowieren müsste, wäre das definitiv Rico Rodriguez (und ich meine damit nicht den Schauspieler Rico Rodriguez aus “Modern Family”). Laut Steam habe ich in “Just Cause 2” inzwischen sage und schreibe 396 Stunden meiner Lebenszeit versenkt. Nachdem ich dem Anfang Dezember 2015 erschienenen “Just Cause 3” nun auch schon rund 100 Stunden meiner Aufmerksamkeit geschenkt habe, ist es an der Zeit für einen ausführlichen Test.

Die Story

Medici ist ein fiktives Land und die Heimat des Hauptakteurs Rico Rodriguez. Als dieser nach seinen Abenteuern aus Teil 2 der Serie auf die mediterrane Inselgruppe zurückkehrt, muss er feststellen, dass das Land von dem grausamen Diktator DiRavello beherrscht wird. Der beutet den größten Schatz des Landes aus: Bavarium, ein Rohstoff, der ein wahrer Segen für die Rüstungsindustrie ist. Und DiRavello hat auch keine Skrupel mit seiner Armee die eigenen Bürger anzugreifen. Rico wird schnell zur Gallionsfigur für die aus dem Untergrund operierenden Revolutionäre.

 

Das Spielgeschehen

Hauptaufgabe von Rico ist es, die Militärstützpunkte sowie Städte und Dörfer der Kontrolle DiRavellos zu entziehen. In Teil drei beschränken sich die Befreiungsaktionen hauptsächlich auf das Zerstören von Infrastruktur in Militärbasen (Treibstofftanks, Antennen und Radar-Anlagen) und auf Diktatoren-Propaganda in den Städten (DiRavello-Plakate und Lautsprecher). Die aus Teil zwei bekannte Suche nach Ausrüstungskisten, die teilweise sehr nervig und zeitintensiv sein konnte, gehört nun der Vergangenheit an. Besser noch: bei der Erstürmung eines Stützpunktes wird auf der Karte angezeigt, wo noch Objekte stehen, die zerstört werden müssen. Das erleichtert die Arbeit ungemein.

Die besagten Ausrüstungskisten, die für die Verbesserung von Waffen und Fahrzeugen zuständig waren, wurde durch Herausforderungen ersetzt. Diese Mini-Missionen gehen von simplen Autorennen auf Zeit über Schießtrainings bis hin zu waghalsigen Flugmaneuvern mit dem neu eingeführten Jump-Suit. Je besser man eine Herausforderung absolviert, desto mehr Punkte gibt es zu gewinnen. Diese können dann im Modifizierungs-Menü für unterschiedlichste Verbesserungen eingesetzt werden, etwa für einen Nitroschub in Autos und Booten, für eine höhere maximale Anzahl von Granaten oder präziseres Schießen. Dieses neue System hat mir sehr gut gefallen und bietet viele Verbesserungen, die ich als hilfreich empfunden habe, aber auch einige, die für mich eher nutzlos sind.

Steuerungstechnisch hat sich zum Glück nicht viel getan. Rico bewegt sich weiterhin mit seinem Greifhaken in Windeseile an die abgelegensten Orte, schwebt gemächlich mit seinem Fallschirm dahin oder schießt per Jump-Suit wie ein Tiefflieger über die malerischen Landschaften dahin. In den ersten Stunden fiel mir die Kontrolle über den Jump-Suit noch etwas schwer, aber zu sehen wie unser Superheld bäuchlings mit dem Gesicht auf Asphalt und Wiesen landet, tröstet schnell über den kleinen Misserfolg hinweg. Die Steuerung von Fahrzeugen hat sich nicht geändert, einzig in einigen Foren habe ich gelesen, dass manche mit der Steuerung von Motorrädern Probleme haben. Ja, die ist schon sehr sensibel und bedarf ein wenig Fingerspitzengefühl. Für mich unverständlich war die Tatsache, dass die Tastenbelegung sich doch sehr von der aus “Just Cause 2” gewohnten unterscheidet. Zum Glück lässt sie sich jedoch in jedem Detail den eigenen Vorlieben anpassen.

Die Vielfalt an Fahrzeugen zu Land, zu Wasser und in der Luft hat ebenso zugenommen wie das Arsenal an Waffen. “Just Cause 3” ist ein Spiel, das es auf richtig gigantische Explosionen anlegt. So findet man in den Waffenschränken der Militär-Basen und Polizeistationen neben diversen Maschinengewehren und Pistolen nicht nur auch eine Panzerfaust, sondern teilweise auch Raketenwerfer, die gleich mal eine Salve von acht Raketen auf einmal abfeuern. Per Laserpointer lässt sich natürlich auch mal ein Luftangriff auf ein beliebiges Ziel organisieren. Wer große Explosionen mag, der ist hier genau richtig.

Was das Spiel meiner Meinung nach von anderen Open-World-Spielen abhebt, ist der Einsatz des Greifhakens. Abgesehen davon, dass man sich mit dem nützlichen Utensil ähnlich einem Spiderman gleich durch die Gegend bewegen kann oder dem Gleitschirm durch Einsatz des Greifhakens noch mal ordentlich Schwung mitgeben kann, kann man jetzt auch – mehr oder weniger sinnvoll – diversen Hokuspokus mit den Seilen machen. Im Vorgänger war das höchste der Gefühle die Möglichkeit, per Seil mal ein Auto abzuschleppen oder einen Soldaten fix an einer Wand hochzuziehen. Bei “Just Cause 3” kann man nun noch vielfältiger Objekte miteinander per Seil verbinden und dann wie bei einer Seilwinde wieder einholen. Explosive Fässer werden so etwa mit feindlichen Autos verbunden, so dass das Fass auf Knopfdruck mit ordentlich Karacho auf das Auto aufschlägt und alles in die Luft jagt. Auch schön: zwei feindliche Hubschrauber miteinander verbinden und dann genüsslich dabei zusehen, wie sie dank Seilwinde immer mehr zueinander hin gezogen werden. Besonders perfide: zwei Seile so mit einer Person und zwei benachbarten Hauswänden verbinden, dass die Person beim Einholen quasi wie in einer Zwille durch die Gegend geschleudert wird.

Selbst für diese wahnwitzige Idee gibt es eine eigene Bestenliste. Zwar ist “Just Cause 3” nicht auf Multiplayer ausgelegt, aber durch die Bestenlisten hat man per Internet immerhin ein wenig Kontakt zu anderen Spielern. So kann man sich beispielsweise in Kategorien wie “längster Jump-Suit-Flug” oder “Längste Autofahrt mit durchgehend mehr als 180 km/h” messen, aber auch “Kopfschuss auf die weiteste Entfernung” steht zur Verfügung.

Was die Missionen angeht, so gliedert es sich in Mini-Missionen und Haupt-Missionen auf. Auf den Inseln von Medici gibt es einige Klöster. Wenn der Fahndungslevel mal wieder enorm hoch ist und die halbe Insel hinter einem her ist, reicht ein kurzer Besuch im Kloster und man wird automatisch von seiner Schuld reingewaschen. Um diese Kloster nutzen zu können, müssen vorab in der jeweiligen Region einige kleinere Missionen erfüllt werden. Mal soll ein Helfershelfer der Regierung bei einem Autounfall ums Leben kommen (“Lass es wie einen Unfall aussehen”), mal wollen Rebellen vor dem Exekutionskommando gerettet werden. Eher unspektakulär ist da dann das Abschleppen von Autos redlicher Bürger, denen der Sprit ausgegangen ist. Wofür ein Geifhaken alles gut sein kann…

Die Hauptmissionen werden nach und nach freigespielt und sind recht abwechslungsreich. Sie bringen dann natürlich bei Erfolg auch die Handlung weiter voran. Hier wird bemängelt, dass die Story von “Just Cause 3” nicht gerade einfallsreich oder spannend sei. Aber mir ist eine Story bei einem Action-Shooter so egal, dass ich mit dem Makel gut leben kann.

Das Look and Feel

Wohl am meisten hat mich an dem Spiel die Grafik begeistert. Medici ist wirklich sehr schön in Szene gesetzt. Neben schönen mediterranen Dörfchen, kargen Gebirgen und schroffen Felswänden gibt es auch Gegenden mit schönen Feldern und sehr hübschen Sonnenblumen-, Mohn- und Lavendel-Feldern. Einzig die Tierwelt hätte ein wenig vielfältiger sein können: abgesehen von Kühen, Ziegen, Rehen und ein paar Vögeln kreucht und fleucht da recht wenig.

Im Vergleich zum Vorgänger haben sich auch die Personen stark verbessert. Die normalen Passanten auf der Straße wirken jetzt individueller und authentischer, reichen aber noch immer nicht an GTA-IV-Niveau heran.

Was auch schon den Vorgänger ausgezeichnet hat, bleibt in “Just Cause 3” ebenfalls erhalten: die tollen Aussichten. Die Fernsicht ist wieder mal sehr gelungen. Während in anderen Spielen gern mal weit entfernte Objekte erst beim Näherkommen überhaupt angezeigt werden, gibt es hier Fernsicht Deluxe. Besonders schön wenn nachts die Lichter einer weit entfernten Stadt vor sich hin flimmern.

Die tolle Grafik fordert aber ihren Tribut: obwohl ich mich inzwischen auf einen guten Intel i7-Prozessor und ordentlich Hauptspeicher hochgerüstet habe, merke ich, dass meine Grafikkarte ein echter Flaschenhals ist. Richtig flüssig kann ich das Spiel nur mit 1200 x 800er-Auflösung spielen und muss dann auch noch auf einige kleine grafische Finessen verzichten. Immerhin: durch Anti-Alias & Co. wird das Bild schön weichgezeichnet und ist nicht pixelig, so dass die schwache Auflösung nicht wirklich auffällt. Leider kann mein Screenshot-Tool nur die Bilder vor dem “Aufhübschen” abgreifen, daher sehen die Screenshots hier doch ein wenig klobig auss. [Update: inzwischen habe ich auf eine GeForce GTX 1060 hochgerüstet, die Screenshots zeigen 1920 x 1200 mit allen Details]

Auch die Geräuschkulisse zieht mich immer wieder mitten rein ins Geschehen. Am besten spielt es sich natürlich mit einem Kopfhörer. Da hört man dann beim Dahingleiten den Wind und das Flattern des Gleitschirms. Bei Lenkbewegungen hört man, die die Seile sich durch die Ösen bewegen. Oder einfach mal in einer Naturkulisse einfach nur stehen bleiben und genießen, wie es um einen herum rischelt, raschelt und zirpt.

Meine Kritikpunkte:
Vielleicht ist es ja Jammern auf hohem Niveau, aber meine Erwartungen wurden in einigen Punkten doch etwas enttäuscht. Der Hersteller Square Enix wirbt zwar damit, dass die Spielwelt absolut gigantisch ist, aber Quantität ist nicht gleich Qualität. So ist beispielsweise die eine Hälfte der größten Insel Medicis ein militärisches Sperrgebiet. Dort gibt es keine Ortschaften, sondern viel dröge Landschaft. Die ist zwar hübsch anzusehen, aber auf zu viel Fläche gibt es da meiner Meinung nach zu wenig zu entdecken. Ebenso verhält es sich mit einer großen Vulkaninsel, auf der – abgesehen von einer einzigen Mission – nichts passiert und nichts zu entdecken ist. Was habe ich von einer riesigen Spielwelt wenn sie nur voller Bäume und vielleicht noch ein, zwei Ruinen ist?

Sehr enttäuscht war ich von der Hauptstadt Medicis. Gut, sie ist schon ein wenig größer als die anderen Dörfer auf den Inseln, aber wenn ich mich da an die riesige Stadt aus Teil zwei erinnere, bin ich doch enttäuscht. Gerade der Kampf in einer großen Stadt ist rein taktisch noch mal ein großer Unterschied zu kleinen Dörfern oder Militär-Camps. Straßenschlachten, Verfolgungsjagden zwischen Häuserschluchten…

Auf all das muss ich bei Teil drei verzichten. Aber immerhin muss man dem Spiel zugute halten, dass ich gerade bei Städten und Dörfern nie das Gefühl hatte, dass da einige Gebäude aus einem Standard-Baukasten kommen und immer wieder hier und da platziert wurden. Das sieht schon alles sehr einzigartig aus.

Fazit:

Für mich als “Just Cause”-Junkie ist die Fortsetzung schon sehr gelungen. Es macht einfach Spaß im Jump-Suit über die Landschaft zu fetzen, mit den Seilwinden Unsinn anzustellen und mit im wahrsten Sinne bombastischen Waffen per Mausklick echte Infernos zu initiieren. Für mich hat sich der Kauf auf jeden Fall gelohnt, auch wenn Teil drei allein von der Anzahl der Dörfer und Militär-Camps nicht mit Teil zwei mithalten kann. Dafür ist alles eben noch ein wenig schöner und hat noch wesentlich mehr Bums. So macht abreagieren Spaß! 😉

Wertung: 4,5 / 5

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