Filmkritik: „The Gift“

Simon (Jason Bateman) und Robyn (Rebecca Hall) ziehen aus Chicago in seine alte Heimat Los Angeles. Noch bevor der Einzug komplett gewuppt ist, treffen sie zufällig Simons alten Schulkameraden Gordo (Joel Edgerton), der fortan mit überbordender Hilfsbereitschaft und lieb gemeinten Geschenken den Kontakt zu dem Paar sucht. Simon und Robyn geht der aufdringliche Bekannte aus vergangenen Tagen nach kurzer Zeit mächtig auf den Geist, Anstand und Höflichkeit lassen es jedoch nicht zu, den Kontakt abzubrechen. Früher oder später droht die Situation zu eskalieren.

Seien wir ehrlich: die wirklich fiesen Filme sind nicht die Action-Reißer, in denen ganze Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt werden. Böse wird es immer dann, wenn jemand es versteht unsere alltäglichen Ängste zu berühren (ich sage nur Stephen King…). Genau das schafft Joel Edgerton in seinem Langfilm-Regiedebüt. Anfangs ist “The Gift” eine Geschichte, wie sie sich vermutlich täglich tausendfach auf der ganzen Welt ereignet. Jemand, zu dem man eigentlich keinen Kontakt haben möchte ist nett zu einem und “zwingt” einen somit, die nette Geste zu erwidern. Das sind eben die Regeln unseres zwischenmenschlichen Zusammenlebens.

Umso erschreckender ist eben ein Bruch dieser gängigen Konventionen, wenn die Geschichte ab einem bestimmten Punkt nicht den alltäglichen Verlauf nimmt. Wenn der ungeliebte Bekannte nicht nur ohne Anmeldung vor der Tür steht, sondern auch um das gesamte Haus herumschleicht – ohne dabei offensichtlich böswillig zu sein. Stalking ist das Zauberwort, dessen Auswirkungen auf das tägliche Leben für die Opfer in diesem Film gut verdeutlicht werden. Irgendwann dreht sich alles nur noch um die Frage, wann der Stalker wieder in der Nähe auftaucht oder wie in diesem Fall ein “lieb gemeintes” Geschenk vor die Haustür stellt.

“The Gift” ist schon fast ein Kammerspiel. Andere Personen kommen nur sehr am Rande vor, die Geschichte konzentriert sich sehr auf das Verhältnis der drei Hauptdarsteller. Alltägliche Szenen, aufgelockert durch ein paar gut gesetzte Schock-Momente, haben mich die ganze Zeit gut bei der Stange gehalten. Zum Ende hin gibt es noch mal einen richtig fiesen Tritt in die Magenkuhle – so wie ich es bei solchen Filmen sehr gerne habe.

Vom handwerklichen her ist Edgerton hier zwar kein Meisterstück gelungen, dafür sind Kamera und Score zu sehr “Ideal Standard” auf Fernsehfilm-Niveau; die gute Leistung der Darsteller reißt es aber wieder raus und macht “The Gift” zu einem sehenswerten Film.

Wertung: 4/5

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