Es müsste ja so kommen: nach drei Tagen, an denen wir jeweils gut 15 Kilometer zu Fuß bei Minusgraden unterwegs waren, haben uns – respektive mich – die Kräfte verlassen. Den Samstag haben wir entsprechend locker angehen lassen. Einfach mal aufwachen, wenn wir aufwachen, frühstücken und dann ohne Stress noch ein wenig rumstreunern.
Letztlich führte unser Weg mit der U-Bahn zur Jannowitzbrücke, von wo wir uns dann bis zur East Side Gallery durchgeschlagen haben. Obwohl ich schon mal in einem Hotel in Nähe des Ostbahnhofes abgestiegen war, hat mich mein Weg bisher nie zu diesem Abschnitt der Berliner Mauer geführt, der von Künstlern mit über 100 Bildern definitiv verschönert worden ist.
Nachdem wir auch das weltberühmte Bild vom sozialistischen Bruderkuss von Honecker und Breschnew gesehen haben, ging es flugs in die Straßenbahn.
Von einer Endhaltestelle fast bis zur anderen, nämlich am Hauptbahnhof. Fix noch was zu trinken gekauft und dann wieder ab ins Hotel. Wir hatten ja schließlich noch ein wenig Abendprogramm- und irgendwie war mir nicht so nach „auf den Beinen sein bis abends“. Im Hotel ein Stündchen geschlafen, ein wenig Zeit verdödelt und gegen 17 Uhr ging es in Richtung Ku’Damm. Dort sind wir dann imEorup-Center eingekehrt. Ich hätte Lust auf was Deftiges und so ging es in die Kartoffel-Kiste, wo wir echt gut und relativ günstig gegessen haben.
Anschließend flanierten wir noch am Breitscheidplatz vorbei in Richtung Komödie am Kurfürstendamm. Nachdem mir Michi die Fahrt zur Berlinale-Eröffnung um Geburtstag geschenkt hatte, habe ich mich mit Theaterkarten für den Samstagabend revanchiert. Es gab „Im Sommer wohnt er unten“, eine Komödie, die durchaus ein wenig Tiefgang hatte. Es geht um zwei ungleiche Brüder. Während der eine mit seiner weltoffenen Freundin und deren Sohn ein lockeres Leben bei Sonne und Marihuana auf dem von den Eltern geerbten Landhaus in Südfrankreich lebt, kommt sein Bruder mit seiner Frau nur im Sommer zu Besuch. Und dieser Bruder ist das krasse Gegenteil: als Fondmanager führt er ein Leben voller tagesaktueller Kurswerte und proppenvoller Terminkalender. Der sympathisch am Leben kommt zu kurz. Und im Lauf des Stückes merkt er das selbst. Das Stück basiert auf einem Film, den wir jetzt sicherlich auch bald noch mal schauen werden.