Review: Fitnessarmband vivosmart HR

Vorab zur Info: der Text hier ist von Mitte März und dümpelte immer noch in meinen Entwürfen herum. Zwar habe ich mich inzwischen für einen anderen Fitness-Tracker entschieden, aber es wäre doch schade wenn dieser umfangreiche Bericht untergehen würde, oder?

Dass ich mich schon in der Vergangenheit dem Thema “Selbstvermessung” leidenschaftlich gewidmet habe, sollte bekannt sein. Nachdem ich eine Weile lang jedes Gramm an Nahrungsmittel in der App Lifesum aufgeführt habe (und damit tatsächlich anständige Abnehm-Erfolge erzielt habe), lag mein Hauptaugenmerk bisher immer auf Runtastic. Damit habe ich alle meine sportlichen Aktivitäten protokolliert, egal ob Radtour, Spaziergang oder auch die Besuche im Fitness-Studio. Seit gut einer Woche habe ich nun ein weiteres Gadget, das mich bei meiner Selbstvermessung noch mal auf einen ganz neuen Level bringt.

Eigentlich fing es damit an, dass ich jetzt zu Saisonbeginn gerne wissen wollte, wie denn mein Ruhepuls momentan so ist. Abgesehen vom Gewicht finde ich, dass man daran ganz gut die eigene Konstitution ablesen kann. Nun aber tagelang mit umgeschnalltem Pulsgurt auf der Couch zu sitzen, damit ich mich möglichst meinem Ruhepuls annähere, war mir dann doch zu albern. Wie gerufen kommt da der Trend zu Fitnessarmbändern, die inzwischen ja auch ganz gute Pulsmesser eingebaut haben sollen. Zudem habe ich vor kurzem spaßeshalber mal eine App zum analysieren der Schlafphasen ausprobiert, fand es aber doof, das Gerät die ganze Nacht über laufend auf dem Nachttisch liegen zu haben (schlimmer noch: wie soll ich denn mein Handy unters Kopfkissen legen, wenn es mich morgens wecken soll?!). Wie gut, dass Fitnessarmbänder nicht nur den Puls messen und Schritte zählen, sondern auch den Schlaf analysieren.

Nach einer ausgiebigen Recherche habe ich mich dann für das vivosmart HR von Garmin entschieden. Es kam in den Kundenbewertungen von Amazon gut weg und Garmin klang mir dann als Markenname auch ganz gut im Ohr. Mit 115,- € ist es somit nicht gerade ein Fitnessarmband aus der Billig-Fraktion geworden, ich konnte aber immerhin widerstehen, noch mehr für noch tollere Geräte zu investieren.

Eine Woche ist jetzt rum. Zeit für einen ersten Erfahrungsbericht. Gleich mal das Fazit vorweg genommen: ich bin begeistert.

Der Funktionsumfang: die vivosmart HR bietet all das, was bei den meisten Mitbewerbern auch inzwischen Standard ist. Schrittmesser, Strecke, Etagen, Kalorienverbrauch, Puls, Uhrzeit, Schlafanalyse. Wichtig ist, wie zuverlässig das alles funktioniert. Hier also mein vorläufiges Fazit:

Die Einrichtung: As easy as it can be. App herunterladen, Bluetooth aktivieren, Verbindung wird durch die App automatisch hergestellt und schon kann das gute Stücl konfiguriert werden. Fertig!

Das Aussehen: ich finde, dass das vivosmart HR recht chic ist. Ich habe mir nicht das weit verbreitete schwarze Armband, sondern das dunkelblaue gegönnt. Am Arm wirkt das Band nicht wirklich bullig, sondern sieht fast aus wie eine ganz normale Armbanduhr. Einziges kleines Manko: der eingebaute Pulssensor sitzt auf der Innenseite in einem ca. 1 cm großen quadratischen Knubbel, der sich etwas erhebt. Bei einigen scheint das in der Anfangszeit unangenehm aufgefallen zu sein. Mich hat es von Anfang an nicht gestört. Das gummierte Armband macht auch einen guten Eindruck und verfügt über ausreichend Löcher, so dass jeder das gute Stück bequem an das eigene Handgelenk anpassen kann. Bei sportlichen Aktivitäten trage ich sie ein wenig fester um das Handgelenk, weil dann die Pulsmessung zuverlässiger funktionieren soll. Ansonsten sitzt sie recht locker am Handgelenk, scheint aber dennoch sehr zuverlässig plausible Pulswerte zu liefern.

Das Display: Auch hier war ich von Beginn an absolut überzeugt. Die Anzeige erscheint wie eine hochauflösende Version einer digitalen Quarzuhr. Jederzeit gestochen scharf und absolut problemlos ablesbar bei allen Lichtverhältnissen und aus jedem Winkel. Das ist natürlich wichtig wenn man beim Radfahren nicht immer das Band vor Augen haben will, sondern nur mal schräg in Richtung der Hand am Lenker schauen will. Die Anzeige verfügt über einen Touchscreen, auf dem mittels Wischgeste zwischen den verschiedenen Anzeigen hin und her geschaltet werden kann. Diese können per Software natürlich nach Herzenslust konfiguriert werden.

Das Display verfügt natürlich auch über eine Beleuchtung. Diese ist zwar relativ schwach, was aber auch nicht verkehrt sein muss. Sie ist in jedem Fall ausreichend, um das Display auch bei vollkommener Dunkelheit einwandfrei ablesen zu können. Zum anderen ist sie aber eben auch nicht so hell, als dass man damit andere wecken könnte, wenn man nachts mal kurz nach der Uhrzeit sehen will. Es besteht die Möglichkeit die Beleuchtung automatisch einzuschalten, sobald man den Arm so anhebt, als wenn man auf die Uhr sehen möchte. Mir reicht es jedoch aus, wenn das Licht angeht, sobald ich das Display mit dem Finger antippe.

Schrittmesser: über eines muss man sich schon vorab im klaren sein. Ein Schrittzähler wird nie 100% ig genau die Schritte zählen, sondern immer nur einen ungefähren Richtwert liefern können. Aber das vivosmart HR macht das Bescheißen schon recht schwierig. Man muss schon wirklich gut eine Gehbewegung simulieren, damit so locker auf der Couch Schritte gezählt werden können. Zwar werden pro Nacht durch die Bewegungen während des Schlafens auch mal ca. 50 Schritte gemessen, die es definitiv nicht gab. Auf der anderen Seite werden bei sitzenden Tätigkeiten im Büro kaum Schritte wahrgenommen, ebenso wenig bei längeren Autofahrten. Da funktioniert das ganze schon recht zuverlässig.

Damit aus der Anzahl der Schritte auch die ungefähr täglich zurückgelegte Distanz ermittelt werden kann, braucht die Software die eigene Schrittlänge als Referenz. So bin ich also stramm losmarschiert und konnte nach 500 Metern insgesamt 635 Schritte ermitteln. Diese werden in die App eingetragen und ergeben somit eine Schrittlänge von 79 cm. Was die Ergebnisse natürlich etwas verfälscht: nicht immer wird “stramm losmarschiert”. Bei einem gemütlichen Spaziergang bei langsamerem Tempo sind natürlich auch die Schritte kürzer, werden aber jeweils mit 79 cm “abgerechnet”. So habe ich am Ende dieses geruhsamen Spaziergangs mehr Strecke gemacht als wenn ich die gleiche Route echt flott gegangen wäre. Sei es drum: bei meinen normalen Spaziergängen erweist sich die Uhr als sehr korrekt. Bei einem mehr als 2 Kilometer langen Spaziergang gab es zwischen Schrittzähler und der GPS-gemessenen Distanz von Runtastic nur eine verschmerzbare Differenz von 60 Metern. Das passt. Alles in allem schaue ich am Ende des Tages eh nur auf die Anzahl der Schritte und nicht auf die gelaufene Distanz in Kilometern.

Etagen: dieses kleine Wunderding von Fitnessarmband verfügt über einen barometrischen Höhenmesser und kann somit kleine Abweichungen in der Höhe erkennen und bei passendem Bewegungsmuster als gestiegene Etagen erkennen. Will heißen: Im Fahrstuhl oder während einer Radtour werden keine Etagen gezählt; hier fehlt nämlich der beim Gehen typische Bewegungsablauf. Eine stundenlange Fahrt im Fahrstuhl verhilft einem also nicht zu Rekordleistungen. Nur wenn zum Höhenunterschied auch das typische Bewegungsmuster hinzu kommt (also bei Treppensteigen oder beim bergauf spazieren), werden Etagen gezählt. Hier brauchte das Gerät wohl ein wenig Eingewöhnungszeit. Anfangs wurden meine Versuche unsere Treppe rauf und runter nicht goutiert. Nach einer Weile hat die Uhr das besser raus, lässt aber immer noch etwas zu wünschen übrig. Was auffällt: man muss schon eine ganze Weile “oben” bleiben. Wenn ich die Treppe hoch bin dauert es gut und gerne 20 Sekunden bis der Etagen-Counter eins weiter springt. Auf der anderen Seite ist es schon vorgekommen, dass ich bei einem Spaziergang auf gefühlt gerader Strecke schon mal mein tägliches Etagen-Ziel erreicht habe (weil es eben doch ganz leicht bergauf ging). Mit einer gewissen Ungenauigkeit bei dem Zählen von Etagen kann ich ganz gut leben.

Kalorienverbrauch: den Kalorienverbrauch ermittelt die Software aus einigen Eckdaten wie etwa Alter, Geschlecht, Gewicht und Herzfrequenz. Inwieweit das jetzt absolut genaue Daten liefert, erschließt sich mir nicht. Beim Radfahren liege ich damit meist weit über den von Runtastic (pauschal) ermittelten Werten, beim Krafttraining liege ich darunter. Ich rede mir einfach ein, dass diese Messung anhand der Herzfrequenz genauer ist. Aber eigentlich ist es mir auch ziemlich egal. Vielleicht kann ich da mehr zu sagen wenn ich genügend Daten angesammelt habe, um ein System zu erkennen.

Puls: Das war ja nun die Funktion, die mir so wichtig war, dass ich den Aufpreis zum vivosmart ohne Pulsmesser gerne in Kauf genommen habe. Und ich muss sagen: ich bin baff. Gemessen wird der Puls mittels dreier Leucht-Dioden, die auf der Innenseite des Armbandes sitzen. Hier hatte ich mit “Pi mal Daumen”-Ergebnissen gerechnet, die im großen und ganzen eine gute Tendenz angeben. Weit gefehlt! Während meiner zehnminütigen Aufwärmphase auf dem Ergometer hat das vivosmart HR fast durchgehend den Puls des Ergometers angegeben, der mithilfe von Handsensoren gemessen wurde. In 98% der Zeit gab es da maximal kurzzeitig 2 Schläge Differenz. Einmal war die Differenz für gut 10 Sekunden auf etwa 10 Schläge angestiegen, pendelte sich aber schnell wieder ein. Eine Messung auf dem “echten” Fahrrad hat nicht ganz so genaue Werte ergeben. Im Vergleich zu meinem Pulsgurt war das Ergebnis in etwa 90% der Zeit fast identisch. Hier kam es aber häufiger zu solchen Aussetzern, die ich erst mal auf Ungenauigkeiten aufgrund von Unebenheiten auf der Strecke schiebe. Nichtsdestotrotz erwies sich die Pulsmessung als erstaunlich zuverlässig und genau.

Das vivosmart HR verfügt über zwei Modi: den Standard-Modus und den Aktivitäts-Modus. Im Standard-Modus misst das Gerät zwar 24 Stunden lang den Puls, jedoch nicht konstant, sondern in teils auch größeren Abständen von mehreren Minuten. Wählt man jedoch die Anzeige des Pulses auf dem Display aus, wird der aktuelle Puls sofort ermittelt. Sofort heißt in diesem Fall: es braucht so ca. 10 Sekunden, bis der aktuelle Puls angezeigt wird. Im Aktivitäts-Modus wird der Puls in Echtzeit gemessen, damit die sportliche Betätigung anschließend besser ausgewertet werden kann. Hier werden im Sekundentakt die aktuellen Pulswerte angezeigt.

Schlafanalyse: Für mich auch ein sehr interessantes Feature, das mich bei der vivosmart HR voll überzeugt hat. Per Software kann man dem Gerät schon mal einen Tipp geben, wann denn so die eigenen Schlafenszeiten sind. Ganz abgesehen davon erkennt das Gerät aber sehr zuverlässig, ob ich schlafe oder nicht. Liege ich abends schon im Bett, zappe aber noch durch das Programm, wird kein Schlaf aufgezeichnet. Tatsächlich erkennt die Uhr, wenn ich mich letztendlich auf die Seite drehe und wegdöse. Fortan kann sie anhand meiner Bewegungen im Schlaf erkennen, wie es um meine Schlafqualität bestellt ist. Was bringen einem 9 Stunden Schlaf wenn man sich immer nur hin und her gewälzt hat? Hier unterscheidet die Software in drei Zustände: leichter Schlaf, Tiefschlaf und “Wach”. Zum einen schon interessant sich mal bewusst zu machen, wie viel (oder wenig) Schlaf man pro Nacht bekommt. Und in welcher Qualität. Auch hier wird es für mich Statistik-Freak dann wieder erst so richtig interessant, wenn ich eine anständige Daten-Grundlage angesammelt habe.

Eine Funktion, die mir leider dann doch fehlt: zwar gibt es eine Wecker-Funktion, die mich durch Vibration am Handgelenk tatsächlich aus dem Schlaf reißt. Leider gibt es aber nicht die Funktion der momentan so beliebten Schlafphasen-Wecker. Das heißt: das Gerät weckt mich tatsächlich pünktlich zur eingestellten Uhrzeit und nimmt keine Rücksicht darauf, ob ich mich vielleicht gerade in einer Tiefschlaf-Phase befinde. Aber auch das: verschmerzbar.

Akkulaufzeit: da der Tracker im Gegensatz zu etwa der Apple Watch kein richtiges LED-Display hat, ist der Stromverbrauch sehr moderat. Auch wenn ich eine Woche mit vielen Aktivitäten hatte, bei denen der Pulsmesser kontinuierlich läuft, hat die vivosmart doch immer mindestens fünf Tage durchgehalten, bevor sie wieder für gut 90 Minuten an den Strom musste, um komplett aufgeladen zu werden. Über die Probleme der Apple-Jünger, die jeden Abend ihre Watch ans Stromnetz anschließen müssen, kann ich nur lachen.

Fazit: das vivosmart HR ist ein durchaus brauchbarer Schrittzähler mit integriertem Pulsmesser, der einen durchaus gut durch den Tag bringen kann. Durch nette Zusatzfunktionen wie etwa Vibration bei eingehenden Anrufen, Nachrichten und Terminen wird aus dem Fitnesstracker sogar eine rudimentäre Smartwatch. Auch wenn ich inzwischen mit der etwas teureren Fitbit Charge 2 ein Gerät gefunden habe, das für wenig Aufpreis vertretbar mehr liefert, empfehle ich die vivosmart HR für Einsteiger. Hier lohnt sich tatsächlich die Investition, anstatt schnell mit einem Fitness-Tracker um die 50,- € unglücklich zu werden.

2 Gedanken zu „Review: Fitnessarmband vivosmart HR“

  1. Hallo!
    Also ich habe mir den Vivosmart HR gekauft und kann sagen, Preis-/Leistungsverhältnis stimmen hier absolut.
    Optisch finde ich den Fitnesstracker auch vollkommen in Ordnung.
    Also absolut empfehlenswert!
    Gruß
    Ein Fitnessarmband-Fan

    1. Die hätte ich zuvor auch und fand sie auch ganz okay. Aber die Möglichkeit meine Touren auch per GPS zu tracken hat mich dann zu Fitbit gebracht. Kurz bevor die Vivosmart mit GPS raus kam…

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